Die Tulpa-Ethik

Sich zu überlegen, wie man eine Tulpa nach dem Erreichen von Vokalität behandeln wird, ist sehr wichtig. Gute Kommunikation ist ein wichtiger Baustein für ein stressfreies und angenehmes Zusammenleben mit der Tulpa. Prinzipiell solltest du davon ausgehen, dass ihr in eurem Alltag gemeinsam auf Probleme und Streitigkeiten stoßen werdet, die ihr lösen müsst. Voraussetzung dafür ist, dass man eine klare Vorstellung davon hat, welche Ziele und welche ethischen Grundsätze man für sich selbst festglegt hat. Dieser Artikel soll dir zeigen, wozu eine Tulpa fähig ist und welche Implikationen das für deine Entscheidungen haben kann.

Es ist zu beachten, dass die hier dargestellte Sichtweise unserer Community sehr subjektiv ist. Diese Ethik ist als Moralkompass zu verstehen. Entstanden sind sie aus persönlichen Erfahrungen vieler Community-Mitglieder und Fragen von etlichen Neulingen in unserem Chat. Es gibt aber dutzende weitere Ansichten, die von denen hier genannten abweichen. Du solltest dir selbst darüber Gedanken machen, ob du diese Vorschläge anerkennst oder sie ablehnst - es gibt sicherlich gute Gründe dafür.

Es ist eine gute Idee, eine Tulpa als einen ebenbürtigen und gleichgestellten Menschen zu betrachten. Sie nutzt schließlich dasselbe Gehirn und ist abhängig vom selben physischen Körper. Aus diesem Grund teilt sie zwangsläufig einige Eigenschaften mit dem Host, die sie auch, unabhängig von ihrer Form, zu einer vollwertigen, menschlichen Person machen, deren Bedürfnisse und Wünsche für Entscheidungen und die individuelle Lebensplanung berücksichtigt werden müssen. Das zu ignorieren, wird vermutlich schlechte Auswirkungen auf euer Zusammenleben und die Zufriedenheit im System haben. Probleme sollten besprochen und gelöst werden, wenn sie noch klein sind, um das zu verhindern. Einen Konsens zu finden ist dabei unabdingbar.

Wie auch in sozialen Beziehungen zu anderen Menschen hilft Kommunikation dabei, für deine Tulpa und dich das bestmögliche Ergebnis zu erziehlen. Das ist bei einer Tulpa wie auch mit Kindern zu Beginn nicht ohne weiteres möglich und sollte definitiv bedacht werden, sobald man sich für das Forcing entscheidet. In dieser Zeit ist es daher ratsam, sich für jede Entscheidung, die die Tulpa selbst betrifft, die Frage _Würde ich einen echten Menschen genau so behandeln?_ zu stellen. Moral und Ethik gegenüber anderen Personen sind aber auch später eine Voraussetzungen für die Kommunikation. Wie auch bei Menschen „zählt der erste Eindruck“ und was man anfänglich vernachlässigt, kann man später häufig nur sehr schwer wieder aufholen. Insbesondere bei der Wahl einer Form oder einer Persönlichkeit sollte das berücksichtigt werden, obwohl es natürlich möglich ist, dass die Tulpa diese später selbstständig verändert. Sich in einer wichtigen Entwicklungs- und Abhängigkeitsphase nicht mitteilen zu können, wenn man sich nicht wohlfühlt, ist für viele Tulpas sehr belastend.

Nicht zu vernachlässigen sind auch die direkten mentalen Bedürfnisse einer Tulpa. Wie auch ihre Hosts benötigen diese in den allermeisten Fällen regelmäßigen Sozialkontakt und Abwechslung, für die im Regelfall nicht innerhalb des Systems gesorgt werden kann. Viele fortgeschrittene Systeme und Tulpas haben daher oft den Wunsch, das Switching zu erlernen - aber auch der Kontakt mit anderen Hosts und Tulpas in Chatrooms oder bei persönlicher Bekanntschaft kann helfen. Alle Möglichkeiten zu verwehren, wird also früher oder später zu Frustration oder Unzufriedenheit und damit schlussendlich zu Problemen führen - sie zu gewähren ist aber häufig mit erheblichem Aufwand verbunden. Switching zu erlernen ist dennoch keine Voraussetzung - aber man sollte sich Gedanken darüber machen, wie man fortfährt, sollte doch einmal der Wunsch danach aufkommen.