Visualisierungs-Guide von JDBar

Visualization by JDBar, frei übersetzt aus dem Englischen von Milena

Viele Leute, die sich mit Tulpamancy befassen, befinden sich auf ganz unterschiedlichen Stufen ihrer Visualisierungsfähigkeit. Für einige ist Visualisierung eine ganz einfache Sache, nämlich oft dann, wenn sie künstlerisch veranlagt sind, sowieso über eine rege Vorstellungskraft verfügen oder zum Tagträumen neigen. Allerdings fällt es auch einigen Leuten nicht ganz so leicht und manche können vielleicht gar nicht visualisieren.

Mit diesem Guide findest du heraus, auf welcher Stufe du dich befindest und wie es von dort aus weiter geht.

Wahrscheinlich erwartest du, deine Tulpa mit deinen physischen Augen sehen zu können. Visualisierung funktioniert allerdings anders. Sie findet in deiner Vorstellungskraft, d.h. vor deinem inneren Auge, statt. Das ist ein ganz anderer Bereich in deinem Gehirn als der Datenstrom, der von den Augen zum Gehirn führt. Versuche, dich nicht so sehr darauf zu konzentrieren, was deine physischen Augen sehen, sondern lenk’ deine Aufmerksamkeit auf das innere Auge. Das benutzt du übrigens ganz oft auf vollkommen natürliche Art und Weise, insbesondere, um deine Umgebung im Hinterkopf zu behalten. Schau’ dir beispielsweise einmal diese Würfel an:

Wenn du versuchst zu zählen, wie viele Würfel sich auf dem Bild befinden, so zählst du wahrscheinlich nicht nur die Würfel, die du tatsächlich mit deinen physischen Augen sehen kannst, sondern auch die verdeckten Würfel. Diese kannst du vor dem inneren Auge sehen (das innere Auge ermöglicht hier also eine Art mentalen Röntgenblick). Auf dem Bild befinden sich 19 sichtbare Würfel, 12 sind verdeckt.

Auf dieser Stufe verwendest du bereits dein inneres Auge zum Visualisieren, siehst die Formen und Farben aber noch schlecht definiert und undeutlich. Jetzt heißt es üben. Versuch’ doch einmal folgende Übung, bei der es sich um eine leichte Abwandlung von Rasznir‘s number visualization Guide handelt. Stelle dir bei dieser Übung eine Leinwand (oder ein Flipchart) vor dem inneren Auge vor. Bitte nun deine Tulpa, auf jede Seite eine Zahl zu schreiben. Fang’ bei 0 an und zähle bis 100. Versuche, dabei deine Tulpa beim Aufschreiben der Zahlen (und beim Umblättern) so genau und so aufmerksam wie möglich zu visualisieren. Beginne noch einmal von vorne, wenn du gedanklich abgeschweift bist oder die Konzentration verloren hast. Verwende ruhig auch verschiedene Farben zum Aufschreiben der Zahlen. Versuche dabei zu erraten, welche Farbe die Tulpa verwendet hat. Hast du richtig geraten, macht ihr mit der nächsten Zahl weiter. Liegst du daneben, fangt ihr noch einmal von vorne an. Ziel dieser Übung ist, die Tulpa testen zu lassen, wie genau ihr Farben visualisiert.

Auf dieser Stufe hast du schon Fuß in der Visualisierung gefasst, aber deine Visualisierungen fühlen sich noch schwammig an: wie Träume, an die du dich kaum erinnern kannst. Wenn du hier weiterkommen willst, musst du gleich mehrere verschiedene Dinge beachten. Zum einen solltest du üben, kleine Details in deine Visualisierungen einzubauen. Hierzu kannst du deine Tulpa einmal komplett von oben bis unten abscannen. Zoome dabei immer mal an die kleineren, detaillierteren Bereiche heran, so als würdest du Google Maps verwenden. Baue zusätzlich die Fähigkeit aus, zu wissen, wie genau die Form deiner Tulpa in verschiedenen Posen aussieht. Die Unklarheiten deiner Vorstellung äußern sich durch verschwommene Visualisierungen. Je konkreter deine Vorstellung von deiner Tulpa ist, desto klarer werden die Visualisierungen mit der Zeit. Um das zu üben, spiele jeden Tag eine Stunde (oder länger) ein auf Formen basiertes Puzzlespiel, wie z.B. Tetris. Irgendwann wirst du gut darin sein, die genaue Form des Spielfeldes einfach zu wissen, was sich auf die Visualisierung der Tulpa überträgt und für weniger Verschwommenheit sorgt.

Auf dieser Stufe bist du fortgeschritten genug, dass ihr euch an Imposition versuchen könntet, wenn ihr das wollt. Willst du aber, dass dir deine Tulpa noch realistischer erscheint, so solltet ihr eure Visualisierungsfähigkeiten noch weiter verfeinern. Folgende Übung soll euch dabei helfen, noch weiter zu kommen. Geht dazu auf Google Maps und sucht euch irgendeinen Ort als Startpunkt aus. Zoomt in der Satellitenansicht so weit heraus, dass ihr erst einmal keine einzelnen Gebäude erkennen könnt. Schaut euch die Ansicht genau an und prägt euch die Details gut ein. Wenn ihr die Szene gut visualisieren könnt, zoomt ein bisschen näher heran und schaut euch die kleineren Details an, die ihr vorher nicht sehen konntet. Prägt euch auch diese gut ein und versucht sie zu visualisieren. Wenn das alles gut klappt, könnt ihr euch eine andere Gegend vornehmen und die Übung wiederholen. Das Ziel dieser Übung ist, dass ihr die Karte vor eurem inneren Auge rekonstruieren und frei rein- und rauszoomen könnt. Wenn euch diese Übung überwältigend erscheint, fangt mit einer kleinen Gegend an und versucht erst einmal nur ein- oder zweimal hereinzuzoomen. Mit dieser Übung werdet ihr richtig gut darin, auch kleine Details im großen Ganzen zu visualisieren. Übertrage diese Übung auch auf deine Tulpa und mache dich mit den ganzen kleinen Details ihrer Form vertraut, genauso wie ihr das auch in Google Maps gemacht habt.

Dieses Problem tritt nicht so häufig auf. Auf dieser Stufe kannst du zwar die Details der Tulpa wahrnehmen, aber es fällt dir schwer, die gesamte Form auf einmal zu erfassen. Die Tulpa erscheint eher als eine Art Collage kleinerer Details, anstatt in der Form eines zusammenhängenden Körpers. Die einfachste Möglichkeit damit umzugehen ist, die Tulpa aus verschiedenen Entfernungen zu visualisieren. Fange von so weit weg an, dass die Tulpa wie ein komplett zusammenhängender Körper aussieht und nicht mehr wie einzelne Teilstücke. Bitte sie nun darum, auf dich zuzulaufen, bis du wieder an den Punkt kommst, an dem du sie nicht mehr gut komplett wahrnehmen kannst. Dieser Punkt ist die Grenze für die Ganzkörpervisualisierung. Willst du diese noch erweitern, so solltest du einfach noch mehr Zeit damit verbringen, deine Tulpa aus dieser Entfernung komplett von oben bis unten zu visualisieren, bis der Effekt der Collage abnimmt. Übung ist der einfachste Weg, um mit diesem Problem umzugehen.

Du bist schon fast ein Profi, was Visualisierung angeht. Der letzte Schritt ist, die mentale Barriere abzubauen, die dafür sorgt, dass die Visualisierungen unheimlich dunkel oder transparent aussehen. Wenn du diese Hürde meisterst, bist du bestens für Imposition vorbereitet. Übung macht auch hier den Meister und wird dieses Problem beheben. Es kann aber genauso gut helfen, über Meditation und ein paar allgemeine Erkenntnisse darüber, wie wir Dinge wahrnehmen, an dieses Problem heranzugehen. Deine physischen Augen senden visuelle Informationen zum Gehirn. Das Gehirn setzt diese Informationen zu einem Bild zusammen. Im Prinzip siehst du also mit deinem Gehirn und nicht mit den Augen. Du musst dich davon überzeugen, dass es keinerlei Unterschied zwischen dem gibt, was du mit den Augen siehst und was du visualisieren kannst. Das Endergebnis wird komplett innerhalb des Gehirns zusammengesetzt. Das mentale Abbild, was du von der Welt um dich herum erzeugst, unterliegt komplett deinem subjektiven Willen. Jedes physikalische Objekt, das du betrachtest, wird erst im letzten Schritt von deinem Gehirn mit der Bedeutung von Farben und Formen belegt. Vorher sind es einfach nur Photonen, die von dem Objekt abprallen und von den Augen aufgenommen werden. Das Endergebnis wird erst im Gehirn konstruiert. Für mentale Objekte funktioniert das genauso, nur hier unterliegt der Prozess nicht den physikalischen Gesetzen des Universums. Das Gehirn kann mentale Objekte auf die gleiche Art und Weise in Farben und Formen umwandeln. Vielleicht glaubst du auch daran, wie subjektiv die Wirklichkeit tatsächlich ist, wenn du lange genug über diese Gedankengänge meditierst. Wenn du das schaffts, werden deine Visualisierungen genau das Maß an Qualität haben, auf das du hinauswillst.

Herzlichen Glückwunsch. Ihr könnt verdammt gut visualisieren und seid bestens vorbereitet, euch an Imposition zu versuchen. Versucht, mit offenen Augen zu visualisieren und vergleicht die Qualität mit euren bisherigen Visualisierungen, wenn ihr das nicht bereits gemacht habt. Die Übungen funktionieren für das Visualisieren mit geöffneten Augen genau so wie vorher auch.

Geht beim Üben immer von der niedrigsten erreichten Qualitätsstufe aus, wenn ihr bei den höheren Stufen Probleme habt und diese immer nur für ganz kurze Momente halten könnt oder ihr immer wieder auf niedrigere Stufen abrutscht.