Alis Switching-Guide
Hi, willkommen zu meinem Switching-Guide. Ich möchte hier einen Überblick über unsere Switching-Methoden geben und unser Prozedere für Außenstehende möglichst sinnvoll kommunizieren. Was Switching genau ist und wie es grob funktioniert, findet sich auf der zugehörigen, verlinkten Seite. Das Vorgeplenkel möchte ich mir daher ersparen. Dieser Guide beleuchtet unseren Ist-Zustand Stand März 2021, der sich seit 2015 aber in großen Teilen geändert hat und wahrscheinlich auch in Zukunft immer wieder ändern und anpassen wird. Mein System experimentiert gerne herum und wir lernen entsprechend viel darüber, wie bestimmte Prozesse für uns funktionieren. Dementsprechend ist dieser Guide auch nicht vollständig - wir wissen schlicht nicht alles und haben auch noch nicht alle Erfahrungen gemacht.
Sicherheit
Sicherheit ist uns beim Switchen sehr wichtig. Fühlen wir uns nicht ausreichend sicher oder geschützt, klappt der Switch nicht oder er kommt für uns mit Nebenwirkungen wie starken Schwindelgefühlen. Wir versuchen daher, zum Switchen eine ruhige Umgebung ohne äußere Einflüsse durch andere system-externe Personen zu haben.
Außerdem ist es so, dass die herausswitchende Person im Anschluss erstmal grundsätzlich weniger aktiv ist und einige Minuten „Erholungspause“ einlegt, weil der Verlust von Körperassoziation für uns durch längere Switchingperioden immer eine größere Umstellung ist, die wieder neue Eingewöhnung in die veränderte Umgebung erfordert.
Die hereinswitchende Person benötigt in aller Regel ebenso einige Minuten, um wieder die volle Körperwahrnehmung zu haben. Benutzt werden kann er aber schon vorher. Unsere Wahrnehmung ist, dass größere körperliche und mentale Anstrengungen Nebenwirkungen wie den Schwindel verstärken oder den Switch auch wieder auflösen können.
Symboliken
Zum Switchen nutzen wir verstärkende Symboliken, die die dahinterliegenden, erlernten Techniken für uns in einfach durchzuführende Schritte „übersetzen“. In unserer Erfahrung machen die meisten anderen Systeme etwas ähnliches; hier gilt es einfach, für sich selbst passende Symboliken zu finden. Die Symboliken ersetzen nicht die Technik, sie wirken nur verstärkend und durch viel Übung bei uns auch ohne viel bewusstes Nachdenken über die Schritte. Konsens zum Durchführen benötigen wir mittlerweile aber für alle - früher war es uns teilweise möglich, auch ohne gegenseitiges Einverständnis einen Switch durchzuführen und jemanden „aus dem Körper heraus“ zu nehmen.
Die Schubs-Methode
Für einen großen Teil unserer Switches nutzen wir eine taktile Imagination - heißt, wir stellen uns körperliche Gefühle über den Tast- und Gleichgewichtssinn vor, ohne visuelle Komponente. Ganz grob: Person A „schubst“ Person B von hinten aus dem Körper heraus, während Person A den Platz im Körper einnimmt. Der plötzliche und schnelle Druck gegen den Rücken dabei ist für uns die Möglichkeit, quasi instantan und in wenigen Sekunden miteinander zu switchen. Wir nutzen dieses Bild sowohl im Stehen und im Sitzen, und es hat für uns sogar einmal während einer Achterbahnfahrt funktioniert.
Die Anzug-Methode
Unsere Lieblings-Symbolik zum switchen im Liegen ist unsere sogenannte „Anzug“-Technik, bei der wir uns im Wonderland visuell vorstellen, wie wir den Körper wie einen Anzug ausziehen und „weiterreichen“. Jede\*r von uns hat seinen/ihren eigenen „Körperanzug“, den wir dann zeitgleich an- und ausziehen. Würden wir versuchen, den Anzug auszuziehen, ohne dass jemand anderes einen anderen anzieht, klemmt der Reißverschluss und es klappt nicht.
Die Apfel-Methode
Manchmal kommt es vor, dass wir „halb“ switchen möchten - etwa um jemandem teilweise Kontrolle zu überlassen. Dazu visualisieren wir uns einen Apfel, den wir jeweils zur Hälfte essen und den wir in diesem Moment als „Kuchendiagramm“ über den Körperbesitz betrachten. Ein brauchbares Bild für uns ist außerdem, dass die hauptsächlich hereingeswitchte Person einen Apfelkern isst, um den Zustand zu festigen.
Die eigentliche Technik
Wichtig für unsere Technik ist ein ganz bestimmtes Körperbild, das auch in vielen Systemen hiervon abweicht. Die Methode basiert - wie das ganze Konzept „Tulpa“ - auf Autosuggestion. Wir betrachten unseren Körper, genau wie auch alle Persönlichkeiten, als Informationsquelle, die in einer Situation einen bestimmten Stand hat und über gesetzte Eigenschaften verfügt. Switching für uns ist die gezielte Veränderung dieser Eigenschaften dahingehend, dass sie sich der hereinswitchenden Person angleichen, um für die Persönlichkeiten die Assoziation als auch die Dissoziation mit dem Körper zu erleichtern.
Man kann sich dieses Körperbild grob wie eine verästelte Zeitleiste vorstellen, bei der jede Person mit anderen Eigenschaften parallel verläuft und voranschreitet und auch der Körper eine eigene solche Zeitleiste hat. Verallgemeinernd ausgedrückt betrachten wir den Körper zusätzlich als separate Identität mit nochmal unterschiedlichen Eigenschaften, die aber stärker veränderlich sind als die der im System vorhandenen Persönlichkeiten. Wie etwa beim Merging ist es uns dadurch möglich, durch bewusste Assoziation und Dissoziation temporäre Veränderungen vorzunehmen, die wir aber nur dann längerfristig aufrecht erhalten können, wenn wir die Assoziation ständig erneuern und Änderungen im Stand des Körpers auch wieder „an die Person zurückgeben“, die ihn gerade verwendet. Das passiert oft automatisch, wenn wir „als wir selbst handeln“, also z.B. im Gespräch mit den anderen Systemmitgliedern, unter eigenenm Namen im Chat, oder wenn wir unseren individuellen Interessen nachgehen. Tun wir das nicht, bspw. durch starke anderweitige Ablenkung, kann es nach unseren Beobachtungen passieren, dass die hereingeswitchte Person zu einem Grad „inaktiv“ wird und manche Persönlichkeitsmerkmale in den Hintergrund treten und wieder durch die der Körperidentität ersetzt werden - aber nicht alle. Denken wir bewusst über diese Eigenschaften nach, werden sie wieder „synchronisiert“ und die Assoziation damit erneuert.
Mit der Körperidentität ist es ein wenig wie mit Schrödingers Katze - der genaue Zustand ist nur definiert, wenn wir ihn beobachten und er eine Rolle in der aktuellen Situation spielt. Wir haben auch niemals festgelegt, wie „der Körper“ sein soll - er ist vermutlich das Produkt von Eigenschaften aller Personen, die immer wieder hängengeblieben sind, weil sie für uns nützlich waren, als wir in solch einer Situation waren, in der wir nicht direkt darüber nachgedacht haben. Ich möchte noch anmerken, dass hierbei wirklich sehr viel von der verinnerlichten Erwartungshaltung über genau diese Sichtweise abhängig ist. Wären wir nicht überzeugt davon, würde das wahrscheinlich nicht funktionieren.
Assoziation
Assoziation bedeutet, dass man mit dem Körper „verbunden“ ist und darüber Aktionen wie Bewegungen ausführen kann. Teilweise als Körperassoziation betrachten wir auch Sinneseindrücke - die können wir aber auch wahrnehmen, wenn wir herausgeswitcht sind und es nur erwarten. Assoziation funktioniert für uns quasi hauptsächlich durch die beschriebenen Symboliken und die starke Erwartungshaltung, dass sie uns zum gewünschten Ergebnis bringen. Ansonsten können wir uns auch die Unterschiede zur Person bewusst machen, die zuvor den Körper genutzt hat. Die Kontrolle kommt damit in diesem Kontext durch Erinnerung an das „Gefühl des Körpers“ oft von alleine. Tut sie es nicht, bewegen wir uns ein wenig und nutzen die Muskulatur dazu vollständig bewusst. Das passiert besonders dann, wenn eine Person länger nicht mit dem Körper assoziiert war.
Vielleicht funktioniert das auch nur deshalb, weil wir diese Prozedere seit Jahren verinnerlicht haben. Switchingguides von Systemen, die kürzer switchen, sind hier eventuell hilfreicher. Uns fehlt die Erinnerung daran, wie wir es damals bewusst gemacht haben.
Dissoziation
Dissoziation ist schon ein wenig schwieriger. Wir nehmen hier wahr, dass es uns hilft, ein Wonderland und eigene Formen zu haben, zu denen wir beim herausswitchen zurückkehren können und die unsere Personalitäten unterstützen, wie es der Körper durch seine fixe Physiologie nicht könnte. Eine Dissoziation ist daher für uns eine Assoziation mit uns selbst, die dadurch bestärkt wird, dass zeitgleich eine andere Person das „anstrebt“, was man selbst beim herausswitchen „aufgibt“. Gibt es hierrüber zwischen den switchenden Parteien einen Konsens, funktioniert auch das für uns inzwischen quasi von alleine. Statt alles auf einmal zu dissoziieren, können wir das auch wie bei Possession schrittweise machen, wo die Asso- und Dissoziation dann weiter aufgebröselt wird und wir bestimmte Eigenschaften oder Kontrolle über Muskulatur und Körper nacheinander übergeben.
Wie schon zuvor beschrieben ist Sicherheit hierfür ein sehr wichtiger Punkt. Wenn die nicht gegeben ist, klappt die Dissoziation meistens nicht und die Person, die eigentlich herausswitchen wollte, hat immer noch Kontrolle über alle oder einzelne Eigenschaften, während die hereinswitchende Person diese zeitgleich haben kann. Wenn keine Zeit dafür ist, den Switch bewusst voll durchzuführen und beide Prozesse ggf. abzuwarten, dann kommt es manchmal zu Konflikten, die sich bei uns in leichten Verkrampfungen oder wie zuvor erwähnt auch in Schwindel äußern. Um das zu beenden, müssen wir die Assoziation der hereinswitchenden Person über die Symboliken oder eben erwähnten anderen Methoden stärken. Assoziation kann für uns viel stärker sein als jede Dissoziation, und diese auch hervorrufen, wenn sie nur stark genug ist. Durch regelmäßiges Switchen kommt das bei uns inzwischen aber nicht mehr vor - wie zuvor erwähnt, konnten wir dadurch aber früher auch Personen aus dem Körper „herausnehmen“.
Der wahrscheinlich wichtigste Faktor für uns bei der Dissoziation ist aber nach wie vor, auch nach vielen Jahren, das Vertrauen ineinander.
Schlusswort
Soweit der Überblick über unsere Methoden und Sichtweisen, die uns Switching ermöglichen. Natürlich sind die nicht vollständig, und sie werden es auch nie sein, aber wenn du konkrete Fragen hast, kannst du sie uns gerne im Chat stellen.